Stottern (Störung des Redeflusses)

Worum geht es?

Stottern bedeutet eine unfreiwillige Wiederholung von Lauten und Silben, Dehnungen von Lauten und Blockierungen vor oder in einem Wort.

Ursachen

„Stottern ist ein multimodales, multifaktorielles Phänomen, das nur im Einzelfall (idiografisch) begreifbar ist“. (Prof. Helge S. Johannsen, Ulm)
Die Ursache kann vielfältig sein, wobei motorische, psycholinguistische, psychosoziale und  genetische Faktoren auslösende und aufrechterhaltende Wirkung haben können.

Leitsymptome

Beim Stottern unterscheidet man Kern- und Begleitsymptome.
Zu den Kernsymptomen zählen:

  • klonische Symptome: Wiederholungen von Lauten, Silben, Einsilbern („T T T Teller“, „da da da dann“, „ich ich ich ich ich...“)
  • Tonische Symptome: Verlängerungen von Lauten („aaaaaaber, nnnnnein“)
  • Blockaden in oder vor einem Wort („(Block)Papa“, „ge-(Block)-sund“)

In Wechselwirkung zu den Kernsymptomen entwickeln sich Begleitsymptome, um den Kontroll- und Zeitverlust durch das Stottern und die Reaktionen aus der Umgebung zu bewältigen:

  • Auffälligkeiten der Atmung, der Sprechweise, Gestik, Mimik
  • Vermeiden, Bagatellisieren
  • vegetative Reaktionen

Die logopädische Behandlung

Zu Beginn der logopädischen Behandlung steht eine eingehende Diagnostik mit Angaben zum Schweregrad der Stottersymptomatik  (Art und Häufigkeit der verschiedenen Kern- und Begleitsymptome) und zu psychischen Reaktionen (z. B. Verlust der Sprechfreude) und zu Risikofaktoren (z. B. genetische Disposition, die Besorgnis der Eltern).
Differentialdiagnostisch ist das Stottern zu normalen, entwicklungsbedingten Redeunflüssigkeiten, Sprachentwicklungsstörung, neurogenem und psychogenem Stottern  und Poltern abzugrenzen.

Die Behandlung zielt darauf ab, dass es  nicht zu nachfolgenden Beeinträchtigungen kommt. Techniken der Therapie sind:

  • Enttabuisierung
  • Desensibilisierung
  • Identifikation
  • Modifikation
  • Generalisierung

Ziele der Behandlung

  • Enttabuisierung  des Stotterns
  • Abbau der Stottersymptomatik bis auf leichte Kernsymptomatik bzw. flüssiges Sprechen
  • Erhalt bzw. Förderung der Sprechfreude,
  • Begleitsymptomatik vorbeugen bzw. abbauen
  • Negative psychische Reaktionen abbauen /das Selbstbewusstsein des stotternden Sprechers stärken
  • Koordinierung von Atmungs- und Sprechablauf
  • Kommunikationsfördernde Maßnahmen
  • Beratung und Unterstützung von Familie/Kindergarten/Schule
  • Risikofaktoren verkleinern
  • Eltern in die Therapie mit einbeziehen

Behandlungsformen

Es gibt unterschiedliche Behandlungsansätze.
Wir therapieren nach dem „non-avoidance Ansatz“ (Charles v. Riper) und „Mini-KIDS“ (P. Sandrieser und P. Schneider / Kinder dürfen Stottern).

Zeitpunkt und Dauer der Behandlung

Die Behandlung sollte so früh wie möglich beginnen. Erste Stottersymptome sind  ab etwa  2 Jahren möglich – ab dem 4. Lebensjahr bei 50 %, bis zum 6. Lebensjahr bei 90 % aller stotternder Kinder. Nach dem 12. Lebensjahr sehr selten (Silverman, 1992).

Die Remissionswahrscheinlichkeit nimmt mit zunehmender Störungsdauer ab.  Eine Therapie bei stotternden Kindern erhöht die Remissionsrate auf über 90 % (Starkweather/Onslow). Die Therapieeinheit dauert in der Regel 60 Minuten.